Nosema ceranae bei Honigbienen

Teil 1

Eine 12-Jahres-Perspektive nach der Entdeckung

von Raquel Martín-Hernández, u.a., March 2018
Link: https://sfamjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1462-2920.14103

Übersetzung: Harald Rausch

Zusammenfassung

Nosema ceranae ist ein hochaktuelles Thema für die Gesundheit von Honigbienen, was sich in zahlreichen Veröffentlichungen widerspiegelt, die jedes Jahr veröffentlicht werden. Diese Übersicht enthält eine Aktualisierung des Wissens, das in den letzten 12 Jahren auf dem Gebiet der Nosema ceranae Forschung gewonnen wurde und sich mit den Übertragungswegen, der Populationsstruktur und der genetischen Vielfalt befasst. Dazu gehört die Beschreibung, wie die Infektion den Stoffwechsel der Honigbiene, die Immunantwort und andere lebenswichtige Funktionen verändert.

Die Auswirkungen auf einzelne Honigbienen wirken sich direkt auf das Volk aus, indem sie zu Verlusten in der Population der erwachsenen Bienen führen. Durch das Fehlen eindeutiger klinischer Anzeichen könnte die Infektion für den Imker über lange Zeiträume unbemerkt bleiben. Der Einfluss der Umweltbedingungen, der imkerlichen Praktiken, der Bienengenetik und der Wechselwirkung mit Pestiziden und anderen Krankheitserregern wird einen direkten Einfluss auf die Prognose der Krankheit haben. Dieser Überblick wird aus Sicht der Mittelmeerländer vorgenommen, in denen die professionelle Bienenhaltung stark vertreten ist und in denen der Erreger als wesentliche Bedrohung wahrgenommen wird.

Einführung

Zwei verschiedene Mikrosporidien befallen die Honigbiene (Apis mellifera L.) und verursachen eine Nosemose: die historisch bekannte Nosema apis, die für Nosemose Typ A verantwortlich ist, und Nosema ceranae, die für Nosemose Typ C verantwortlich ist. Beide Mikrosporidien sind obligat intrazelluläre eukaryotische Parasiten, die heute als Pilze klassifiziert werden. Diese Arten unterscheiden sich in der Sporenmorphologie, in der Genomgrösse, und der Fähigkeit, sich an die Temperatur anzupassen, sowohl hinsichtlich Sporenproduktion und ihres Überlebens sowie den Auswirkungen auf den Wirt.

Ihre pathologischen Wirkungen auf dem Gebiet …?… sind ebenfalls unterschiedlich. Nosemose Typ A ist gekennzeichnet durch das Vorhandensein von Kotflecken innerhalb und außerhalb des Bienenstocks, schwache krabbelnden Bienen, verminderten Honigertrag, erhöhter Wintersterblichkeit und einem langsamen Aufbau im Frühjahr.

Umgekehrt wurde die Nosemose Typ C mit geringerer Honigproduktion, schwachem Volk und erhöhter Bienensterblichkeit in Verbindung gebracht, in den meisten Fällen in Abwesenheit anderer Anzeichen, die mit der Nosemose Typ A einhergehen.

Kürzlich (2017, Anm. des Übers.) wurde in Uganda eine neue Nosema-Art identifiziert, die phylogenetisch mit Nosema apis verwandt ist und Nosema neumanni heißt. Bisher wurden keine spezifischen klinischen Anzeichen mit diesen neuen Mikrosporidien in Verbindung gebracht, so dass diese Spezies bisher noch nicht mit einer Krankheit in Verbindung gebracht wurde.

Nosema apis wurde ursprünglich in Australien, Nordamerika und Europa identifiziert, aber inzwischen wird über ihn auf allen Kontinenten berichtet. Es gibt beträchtliche Unterschiede in der Prävalenz in den verschiedenen Ländern, die wahrscheinlich mit dem Umfang und dem Zeitpunkt der Probenahme zusammenhängen. (…)

Nosema ceranae wurde erstmals in den 1990er Jahren bei der asiatischen Honigbiene (Apis cerana) beschrieben, später bei Honigbienen in Europa und Asien fast gleichzeitig nachgewiesen, dann bei Honigbienen weltweit, und so zu einem weltweit verbreiteten Krankheitserreger wurde. Gegenwärtig gilt Nosema ceranae als ein Erreger, der bedeutende Bienenvölkerverluste verursacht, vor allem angesichts seiner in den letzten Jahren stark erweiterten geografischen Verbreitung.

Bezüglich Nosema neumanii wurden bisher keine Informationen über seine Verbreitung oder Prävalenz berichtet.

Im letzten Jahrzehnt hat der Nachweis von Nosema ceranae Infektionen bei Honigbienen weltweit und insbesondere in südeuropäischen Ländern zugenommen. In den nordeuropäischen Ländern hingegen ist Nosema apis immer noch vorherrschend gegenüber Nosema ceranae.

Die Erstbeschreibung von Nosema ceranae enthielt keine Informationen über seinen Einfluss auf die Gesundheit asiatischer Honigbienen. In den letzten Jahren hat das Wissen über diesen Parasiten exponentiell zugenommen. Im Jahr 2010 gab es z.B. 83 veröffentliche Arbeiten, die sich mit dieser Mikrosporidien-Art befassten, derzeit sind es mehr als 400.

Trotz dieser Fortschritte ist es für Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der Bienenhaltung und Insektenpathologie arbeiten, nach wie vor aus mehreren Gründen eine Herausforderung Nosema zu erforschen:

  • (i) Das Verbreitungsgebiet und die Prävalenz von Nosema ceranae haben in den letzten zehn Jahren erheblich zugenommen, mit unterschiedlichen Folgen in den nördlichen und südlichen gemäßigten Zonen;
  • (ii) Nosema-Arten können nur mit molekularen Mitteln festgestellt werden;
  • (iii) Die klinischen Anzeichen einer Infektion mit Nosema apis und Nosema ceranae sind unterschiedlich;
  • (iv) eine Nosema ceranae-Infektion ist sowohl in gesunden als auch in sich abschwächenden Honigbienenvölkern nachweisbar, und daher ist ihr gesamter Beitrag zu den Verlusten von Honigbienen umstritten;
  • (v) Die Auswirkungen des neu beschriebenen Nosema neumanni auf die Gesundheit der Bienenvölker sind noch unbekannt, ebenso wie seine potentielle Wirkung auf Honigbienen oder seine geographische Verbreitung.

Ziel dieser Übersicht ist es, den neuesten Stand der Forschung über Nosema ceranae auf dem Hauptgebiet der Nosema ceranae Forschung zu liefern, wobei der Schwerpunkt auf den Übertragungswegen, der Auswirkung auf die Prävalenz von Nosema apis, der Populationsstruktur und der genetischen Vielfalt sowie der Auswirkung auf Honigbienen sowohl auf individueller als auch auf Ebene des Bienenvolks liegt.

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