Nosema ceranae bei Honigbienen

Teil 2

Die Verbreitung von Nosema Ceranae

von Raquel Martín-Hernández, u.a., March 2018
Link: https://sfamjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1462-2920.14103

Übersetzung: Harald Rausch

Erster Nachweis und Ausbreitung eines auftauchenden Parasiten bei Honigbienen

Nosema ceranae wurde erstmals Ende des 20. Jahrhunderts in Apis cerana nachgewiesen und dann Anfang des 21. Jahrhundert in Apis mellifera in Taiwan und Spanien. Nach anfänglichen Zweifeln gilt Nosema ceranae heute als vorherrschender Infektionserreger von Apis mellifera, der mit hohen Völkerverlusten in den Mittelmeerländern in Zusammenhang steht. Der Nachweis von Nosema ceranae in Spanien erfolgte in der Tat nicht zufällig, sondern war eine Reaktion auf die Forderungen der Berufsimker. Im Jahr 2004 gab es aufgrund von Völkerverlusten eine hohe Anzahl von Anfragen für Pathogenanalysen an das offizielle Honigbienenlabor in Marchamalo (Spanien). Erfahrene Imker berichteten über leere Bienenstöcke oder sehr schwache Völker. Die Prävalenz von Nosema ceranae in diesen Bienenvölkern lag von 2004 bis 2006 fast das ganze Jahr über bei fast 90%.

Der ursprüngliche Wirt von Nosema ceranae ist unbekannt, es wird jedoch allgemein angenommen, dass es sich um Apis cerana handelt, von dem er 1996 erstmals isoliert wurde. Neuere Analysen von Proben älteren Datums entdeckten jedoch Nosema ceranae bereits 1968 in asiatischen Apis cerana und Apis dorsata bei Arbeiterinnen aus Taiwan und in Apis mellifera bei Arbeiterinnen aus den USA und Brasilien. Nach dem ersten Nachweis im Jahr 2005 wurde Nosema ceranae im Jahr 2007 in den USA, Brasilien, China, Vietnam und acht weiteren EU-Ländern nachgewiesen. In jüngerer Zeit wurde die Pandemie bestätigt, da der Erreger geografische Grenzen überschritt und in Honigbienenvölkern zahlreicher Länder nachgewiesen wurde, so in Kanada, Australien, Uruguay, Japan, Chile, Jordanien oder Saudi-Arabien.

Ein deutlicher Unterschied in Bezug auf Nosema apis besteht darin, dass Nosema ceranae in verschiedenen Bestäubern vorhanden ist, beispielsweise in Hummelarten, die die Infektion auch auf bewirtschaftete Honigbienen übertragen können. Zum Beispiel nimmt der Parasitenreichtum bei wildlebenden Hummeln in der Nähe von kommerziell gehaltenen Honigbienen zu, was mit einem Übergreifen von Infektionskrankheiten von Haustieren auf Wildpopulationen zusammenzuhängen scheint. Es wurde festgestellt, dass Infektionen mit Nosema ceranae bei kommerziell gehaltenen Hummeln deren Überleben verringern und auch einen subletalen Effekt auf die Reaktionsschwelle von Saccharose haben, was eine Bedrohung für diese wichtigen Bestäuber darstellen könnte. Der kürzlich erfolgte Nachweis dieses Parasiten bei Solitärbienenarten bestätigt die weite Verbreitung des Parasiten bei Wildbienen. In der Tat scheint es, dass internationale Handelsströme von Honigbienenköniginnen, Bienenvölkern und Produkten die Ausbreitung dieses Erregers verstärken kann.

Die Situation in Spanien wiederholte sich kürzlich (2011, Anm. d. Übers.) im Iran, wo eine zunehmende Zahl von Bienenproben aus Bienenvölkern ohne klare klinische Anzeichen in die Labors geschickt wurden, obwohl die meisten Imker ein schnelles Absterben der Bienenvölker im Winter feststellten. Die Analyse dieser Proben ermöglichte den ersten Nachweis von Nosema ceranae im Iran. Obwohl Afrika als praktisch Nosema ceranae-frei gilt, wurde dieser Parasit in Apis mellifera intermissa aus Algerien und in Apis mellifera adansonii aus Benin nachgewiesen. Im nahen Ghana wurden jedoch weder Nosema apis noch Nosema ceranae nachgewiesen. Zugvögel, die Bienen fressen, wie Merops apiaster, könnten eine wichtige Rolle bei der Verbreitung dieses Erregers über Kontinente hinweg (z.B. von Nordafrika nach Südeuropa) spielen. Diese Vögel können Nahrungsreste, die infektiöse Sporen enthalten, nach dem Verzehr von infizierten Nahrungssammlerinnen über die Bienenstöcke wieder erbrechen, da Bienenstöcke in der Regel Rastplätze auf den Routen dieser Zugvögel sind, die Jahr für Jahr genutzt werden.

Die starke Zunahme des weltweiten Nachweises von Nosema ceranae ist teilweise auf die Genauigkeit der molekularen Techniken zurückzuführen, die es ermöglichen, Nosema ceranae von Nosema apis zu unterscheiden, sowie auf den intensiveren geschäftsmäßigen Austausch zwischen Imkern in den letzten Jahren. In Japan zum Beispiel werden jedes Jahr Zehntausende von begattenden Königinnen importiert, und es gibt eine zunehmende Verwendung von Honigbienen als Bestäuber für Gewächshauskulturen, die zu einer Zunahme der Häufigkeit und Prävalenz von Nosema ceranae in Apis mellifera geführt haben.

Einmal in ein Land eingeführt, erhöhen die Wanderungsbewegungen zwischen verschiedenen Klimaregionen im Zusammenhang mit der Honigernte und im Zusammenhang mit Bienenhaltungspraktiken (z.B. Wanderimkerei) das Potenzial für Kontakte zwischen Bienenstöcken. So können neue Bienenvölker leicht infiziert werden, z.B. durch die gemeinsame Nutzung von Nahrungsressourcen und durch Räuberei von kranken Bienenstöcken. Gelée Royale, Pollen und Honig können ebenfalls Quellen für Sporen sein. Der jüngste Bericht, dass Nosema-Parasiten durch Besamung als sekundäre Übertragungsart übertragen werden können, ist auffällig und bedeutet, dass eine Infektion durch diesen Parasiten in Paarungsstationen in Betracht gezogen werden sollte. Dies kommt wahrscheinlich auch bei Hummeln vor, wo Nosema bombi-Sporen bereits früher im Samen von Männchen nachgewiesen wurden und wo Nosema ceranae heute in einigen Gebieten ein häufiger Parasit ist.

Item added to cart.
0 items - 0,00