Varroaresistente und gesunde Honigbienen – Die natürliche Selektion

Teil 2

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass verwilderte Honigbienenvölker ohne jegliche Behandlung überleben. Hier kam die natürliche Selektion zum Tragen und diese konnten  nach anfänglichen hohen Verlusten stabile Populationen aufbauen.

Sigrun Mittl, Diplom-Biologin, www.bienen-dialoge.de, Februar 2017

Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um eine Zusammenfassung des überaus informativen und aufschlussreichen Beitrages von Sigrun Mittl (Diplom-Biologin), den sie auf der Website www.bienen-dialoge.de veröffentlicht hat.

Zusammenfassung Teil 2

Im zweiten Abschnitt stellt Sigrun Mittl wissenschaftliche Untersuchungen vor, die belegen konnten, dass Honigbienenvölker, sowohl verwilderte, die in Wäldern eine neue Heimat gefunden hatten, als auch solche aus offengelassenen, nicht mehr betreuten Bienenständen, ohne jegliche Behandlung überlebten. Bei diesen wirkte eine natürliche Selektion und diese haben nach anfänglichen hohen Verlusten ein Gleichgewicht in Form von stabilen Populationen aufgebaut..

So kommen Fries et al. (2006) u.a. zu dem Schluss, dass „in dem System eine Form von Anpassung aufgetreten sein muss, die das Überleben von Wirten und Parasiten ermöglichte (…). Ob diese Entwicklung darauf beruht, dass die Bienen milbentolerant wurden, die Milben (zusammen mit den übertragenen Viren) weniger virulent wurden oder beides, muss noch geklärt werden“. (5) 

Seeley  fragt bei seinen Forschungen über wildlebenden Bienenvölker im Arnot-Forest (USA) in welcher Weise sich Honigbienen und Varroa aufeinander eingestellt haben und kommt zu folgendem Schluss: „Für das Überleben der Bienenvölker im Arnot-Forest scheint demnach eher die Evolution einer geringeren Virulenz bei den V.destructor-Milben (geringere Reproduktion) als die Entwicklung einer Resistenz bei den Bienen (Mechanismen der Milbenabwehr) verantwortlich zu sein“. (6) 

Le Conte et al. (2007) kommen zu dem Schluss, „dass die Resistenz der Bienenvölker, aber auch die Virulenz von Varroa und das Vorkommen von Virusinfektionen unter beständigem Selektionsdruck auf das Überleben von beiden, dem Wirt und dem Parasiten, stehen“. (7)

Alle Untersuchungen weisen also auf ein multifaktorielles Resistenzgeschehen hin, das sowohl den Wirt als auch den Parasit betrifft: vererbbare Eigenschaften auf Seiten der Honigbienen und  Veränderung der Populationsdynamik der Milbe sowie Veränderung der Virulenz der Viren. Und diese Untersuchungen zeigen auch, dass es zu einer Stärkung und Gesundung von Honigbienen beiträgt, wenn diese sich selbst überlassen werden, wobei berücksichtigt werden muss, dass diese nur unter ihren jeweiligen Umweltbedingungen resistent werden können. Die Autorin weist dann folgerichtig darauf hin, „dass die aktuellen Imkermethoden ein Teil des Problems darstellen. Das führt uns zu einem zweiten möglichen Weg hin zu gesunden Honigbienen-Völkern: die Imkerschaft muss eine zukunftsfähige artgerechte Honigbienenhaltung und Honigbienenzucht auf den Weg bringen…“   Unterstützung erhält sie von Prof. Tautz, der richtigerweise sowohl auf die Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und Agrochemie als auch auf die Bienenkrankheiten als Problemfaktoren hinweist, aber dann zu folgender Einschätzung kommt: „Der größte Stressfaktor für die Honigbienen ist aber – der Imker“ und „Wir können und müssen aber die imkerliche Praxis in vielen Details verbessern“.(8)  Ähnlich äußert sich Dr. Ritter: „Imkert man dort (gemeint ist Afrika, Anm.d.V.)  „modern“, bekommen die Honigbienen plötzlich Probleme und man „muss“ behandeln. Imkert man wie früher, sind die Bienen gesund und haben keine Probleme mit Varroa“. (9)

Literatur:

(5) I. Fries, A. Imdorf und P. Rosenkranz, „Survival of mite infested (Varroa destructor) honey bee (Apis mellifera) colonies in a Nordic climate,“ Apidologie 37 (5), pp. 564-570, 2006. 

(6) T. D. Seeley, „Honey bees of the Arnot Forest: a population of feral colonies persisting with Varroa destructor in the northeastern United States,“ Apidologie 38, pp. 19-29, 2007. 

(7) Y. Le Conte, G. de Vaublanc, D. Crauser, F. Jeanne, J.-C. Roussel und J.-M. Bécard, „Honey bee colonies that have survived Varroa destructor,“ Apidologie 38, pp. 566-572, 2007. 

(8) J. Tautz, Interview, Die Suche nach der Zukunft der Imkerei. [Interview]. 12 August 2015. 

(9) W. Ritter, Gute imkerliche Praxis als Voraussetzung für gesunde Bienenvölker, Erlangen: Tagung Mittelfränkischer Imkertag der BIV Mittelfranken; Private Mitschrift der Verfasserin, 19.11.2016.

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