Varroaresistente und gesunde Honigbienen – Plädoyer und Argumente für eine artgerechte Honigbienenhaltung und –zucht

Teil 1

Der Einsatz von Behandlungsmittel gegen die Varroa-Milbe ist  in eine Sackgasse geraten und verbreitete imkerliche Praktiken schwächen die Honigbiene.  Nur eine artgerechte Honigbienenhaltung und -zucht kann auf Dauer für gesunde Honigbienen sorgen.

Sigrun Mittl, Diplom-Biologin, www.bienen-dialoge.de, Februar 2017

Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um eine Zusammenfassung des überaus informativen und aufschlussreichen Beitrages von Sigrun Mittl (Diplom-Biologin), den sie auf der Website www.bienen-dialoge.de veröffentlicht hat.

Zusammenfassung Teil 1

Obwohl sich Wissenschaft und Imker seit dem Auftreten der Varroamilbe in Europa in den 80er Jahren auf deren Bekämpfung konzentriert haben, wurde das Problem nicht gelöst. Dr. Ritter kommt in einem Vortrag, den er im Rahmen einer Bienenkonferenz in Wien 2014 hielt, zu einem eindeutigen und entmutigenden Schluss: Der Einsatz der Behandlungsmittel gegen die Milbe ist nach 30 Jahren eindeutig in eine Sackgasse geraten. Aktuelle wissenschaftliche Studien belegen zudem, dass die Honigbienen nicht nur durch die Varroa-Milbe geschädigt werden, die Ursachen für das Honigbienensterben sind vielschichtiger. Nochmal Dr. Ritter: „Wir haben wir es mit einem aus der Massentierhaltung bekannten Phänomen – einer Infektiösen Faktorenkrankheit – zu tun, die wir selbst provozieren“. (1)

Infektiöse Faktorenkrankheit heißt, dass harmlose Infektionen über nicht-mikrobielle Faktoren zu Krankheiten führen. Nicht-mikrobiellen Faktoren „können andere Infektionen, Stress, Mängel in den Haltungsbedingungen (Stallklima, Schadstoffbelastung der Luft, hohe Tierdichte, Zugluft, mangelhafte Reinigung und Desinfektion), sehr hohe Produktionsleistungen (Milchleistung, Fleischansatz), Fütterungsmängel und genetische Faktoren sein“. (2)

Auf die verbreitete imkerliche Praxis bezogen sind dies u.a. Mängel in den Haltungsbedingungen, hohe Bienendichte in manchen Gegenden, Kleinklima in den Bienenbeuten, ungeeignete Beutensysteme, Schadstoffbelastung aus Landwirtschaft, Varroa-Behandlung, aktuelle Zuchtmethoden und –ziele. Eine dichte Reihenaufstellung, die Praxis, Waben von einem Volk in ein anderes umzuhängen, Sirup- und Zuckerfütterung, ungeeignete Bienenbeuten – all dies sind Faktoren, um die Honigbienen weiter zu schwächen. Weiterhin führt die imkerliche Praxis der Bekämpfung der Varroa-Milbe, zur Züchtung von resistenten Varroa-Milben sowie zu immer virulenteren Viren und Bakterien. (3,4)

In ihrer Einleitung kommt Sigrun Mittl zu folgendem Ergebnis: „Die Honigbienenstände stellen heute sehr häufig Krankheitsherde dar, von denen aus Krankheiten und aggressive (virulente) Erreger weit in der Umgebung verteilt werden. Viele (nur) scheinbar „gesunde“ Völker werden künstlich über den Winter gebracht und die Spirale dreht sich weiter. Die aktuellen Zucht- und Vermehrungsmethoden tragen ebenfalls nicht zur Gesundung und Stärkung der Widerstandskraft der Honigbienen bei.“ Und folgerichtig plädiert sie dafür „unsere Zucht- und Auslesekriterien und unsere Imkermethoden zu überdenken! Nur eine artgerechte Honigbienenhaltung und -zucht werden auf Dauer für gesunde Honigbienen garantieren können.“

Literatur:

(1) W. Ritter, Gute imkerliche Praxis als Voraussetzung für gesunde Bienenvölker, Erlangen: Tagung Mittelfränkischer Imkertag der BIV Mittelfranken; Private Mitschrift der Verfasserin, 19.11.2016.

(2) wikipedia.org/Faktorenkrankheit

(3) T. Seeley und M. Smith, „ Crowding honeybee colonies in apiaries can increase their vulnerability to the deadly ectoparasite Varroa destructor,“ Apidologie 46 (6), pp. 716-727, 2015.

(4) Fries und S. Camazine, „Implications of horizontal and vertical pathogen transmission for honey bee epidemiology,“ Apidologie 32 (3), pp. 199-214, 2001.

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